Übersee by Roland Voggenauer

Übersee by Roland Voggenauer

Autor:Roland Voggenauer [Voggenauer, Roland]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783865321381
Herausgeber: Pendragon Verlag, Bielefeld
veröffentlicht: 2015-11-19T16:00:00+00:00


9

Am Samstag Morgen klingelt bei Matthias das Telefon.

„Mein Name ist Weber, Martina Weber“, sagt eine Frauenstimme, die ihm sofort bekannt vorkommt, ohne dass er weiß, wo er sie schon gehört hat.

„Sie waren zuletzt hier und haben nach unseren Nachbarn jefragt. Wissen Sie noch? Der verfallene Bachlerhof?“

„Ach ja, sicher“, sagt Matthias. Jetzt erkennt er die Stimme der Frau an ihrem Akzent.

„Ich will Sie nicht stören, und vielleicht interessiert es Sie ja auch nicht mehr, aber meinem Mann ist einjefallen, wie die Leute jeheißen haben: Steinberger.“

„Ja, ich weiß“, sagt Matthias. „Das hat mir schon jemand anderer erzählt.“

„Ach ja? Also, mein Mann hat nämlich vor ein paar Jahren mal mit der Frau Steinberger telefoniert, und jetzt ist ihm auch wieder einjefallen, wie die jeheißen hat, Steinberger nämlich. Das war eine sehr nette Person, hat er jesagt, aber die hätte gar kein Interesse mehr an dem Hof jehabt, hatte ja eh schon alles an die Jemeinde verkauft damals.“

„Ja, ich weiß“, unterbricht Matthias die Frau, von der er annimmt, dass sie noch lange weiter reden würde. „Das Grundstück gehört mittlerweile der Gemeinde.“

„Nein, nein, das hatten wir auch gedacht. Den Hof, also das Haus, haben sie nämlich behalten, nur die landwirtschaftlichen Flächen haben sie abjejeben, weil sie doch keine Landwirtschaft mehr betreiben wollten, aber datt Jebäude an sich, datt haben die behalten.“

„Ach ja?“ Matthias versucht, sich einen Reim da rauf zu machen, kommt aber nicht weiter.

„Und warum?“

„Tja, jenau das wollten wir ja auch wissen, und darum hat mein Mann damals mit dieser Frau telefoniert. Die war damals Haushälterin beim Pfarrer in Altötting, wissen Sie? Das haben uns die Leute bei der Jemeinde noch sagen können, und mein Mann hat jesagt, so eine nette Person, aber jeholfen hat es uns nicht. Wir wollten nämlich das Grundstück kaufen und neu bauen, wissen Sie? Aber die hat einfach jesagt, sie verkaufe nichts mehr.“

„Sie sagten, das ist ein paar Jahre her. Vielleicht ist das heute ja anders.“

„Nee, datt ist zwar schon mehr als 10 Jahre her, aber so ein Bauer, der jibt doch nix her“, sagt sie.

„Ja, das kenn ich schon“, sagt Matthias. „Aber sagen Sie mal, woher kennen Sie mich eigentlich? Ich hatte mich doch gar nicht vorgestellt.“

„Na, Sie sind doch der, der die Leiche jefunden hat.“

„Stimmt!“

Er ist immer noch überrascht, wenn die Leute ihn deswegen erkennen.

Der Samstag ist ein herrlicher Tag mitten im Oktober. Der Morgen ist noch nebelig gewesen, aber ab 11 Uhr hat die Sonne sich durchgesetzt und beschert dem Chiemgau strahlend schönes Herbstwetter.

Matthias muss sich ablenken.

Seine Gedanken springen zwischen zwei Frauen hin und her, die verschiedener nicht sein könnten: Sylvia und Frau Heumann.

Einerseits ist er sich nicht sicher, warum Sylvia in dieser Sache so aktiv ist und was sie genau von ihm erwartet. Andererseits ist er fest entschlossen, für die alte Heumann der Geschichte von diesem Johann Steinberger auf den Grund zu gehen.

Es fällt ihm schwer, sich auf eine der beiden Angelegenheiten zu konzentrieren. Klare Gedanken fasst er am ehesten bei körperlicher Anstrengung. Er setzt sich auf sein Fahrrad und fährt in Richtung Bernau.

Für Sylvia hat die Sache einen gewissen sportlichen Reiz, denkt er.



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